Wie die Idee einer neuartigen Toilettenschüssel aus unterschiedlicher Haltung aussehen mag…

Mitte Dezember war eine „Erfindung“ wiederholt in den Medien: Eine nach vorne abgeneigte Kloschüssel, wie sie im Bild zu sehen ist.

Ob dies „Fake“ oder „Echt“ ist, mag ich hier nicht beurteilen. Spass daran, die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation daran zu zeigen, machten mir die Artikel wohl.

Die in den Medien publizierten Gründe für diese Erfindung seien, laut dem Erfinder, dass der britischen Wirtschaft Milliarden entgingen, weil Angestellte zu lange auf dem „stillen Örtchen“ sitzen und auch in der Regel nicht das dortige „Geschäft“ sondern anderes machten, wie Facebook etc… Diese Kloschüssel sei die Lösung des Problems, denn nach einigen Minuten des Sitzens schlafen einem die Beine ein.

Aus der Haltung der GFK, geht der Fokus vom Urteil (die Angestellten sind faule Säcke und sollten mehr arbeiten) weg zu den Bedürfnissen.

Was könnten denn diese sein?

Auf Seite eines Firmeninhabers kann das Wachstum, Effizienz, Kontinuität, Vertrauen, Miteinander und dergleichen sein.

Einige Bedürfnisse könnten sich vermeintlich durch kürzere Klo-Sitz-Zeiten erfüllen, vor allem dann, wenn Bedürfnisse sich mit Strategien mischen oder lediglich „Worthülsen“ sind, welche die Ich-Bezogene Haltung „ich bin mehr Wert als du, mir steht das zu, ich habe recht (du hingegen nicht)“ nett zu kaschieren versuchen.

Einen Angestellten könnten Bedürfnisse wie folgende dazu drängen, des öfteren und länger auf dem WC zu sitzt: Freiraum, Selbstbestimmung, Mitbestimmung, Akzeptanz, Ausgleich, Sinnhaftigkeit, Wachstum, Vertrauen. Miteinander.

In mir würde die Installation besagter Toilettenschüssel diese Bedürfnisse noch mehr entleeren und kaum füllen. Die Tendenz, dass ich anderweitig meinen Freiraum und Ausgleich suche und das noch stärker als zuvor, ist gegeben. Eine „Geheime Absprache“ entsteht: beide Seiten setzen einander unter Druck und Fordern voneinander, sagen das aber nicht. Mindestens bei mir würde also die Strategie, solche Schüsseln zur Erfüllung der Bedürfnisse des Firmeninhabers, nicht beitragen.

Welche Strategien sind denn da denkbar, um beiderseitig die Bedürfnisse zu erfüllen?

Ohne ins Detail zu gehen: alles, was die Mitbestimmung, die Sinnhaftigkeit, die Akzeptanz, den Ausgleich seitens der Angestellten fördert, fördert wahrscheinlich auch die beiderseits vorhandenen Bedürfnisse nach Wachstum, Vertrauen und Miteinander.

Das sind Führungsmodelle wie sie heute immer mehr gefragt sind. Jenseits der Hierarchien die oben mehr und unten weniger Recht haben. Das sind dann Hierarchien die unterschiedliche Aufgaben beinhalten – mehr aber auch nicht.

Versuche, diese Bedürfnisse bei Angestellten zu erfüllen, ohne die Erwartungshaltung los zu lassen, treibt für mich interessante Blüten: Spielplätze mit Tischfussball und Tischtennis, Sitzungszimmer im Alphütten-Stil, Grünpflanzen und Sofas, gratis Kaffee – mit gleichzeitigem Druck, keine Pausen zu machen und die Sitzungen kurz zu halten…

Da wäre ein schiefer Sitz auf der Schüssel günstiger.

Artikel im Spiegel Online